Nikolaus von Kues ist meines Erachtens einer der spannendsten Philosophen des Mittelalters. Es gibt wohl keinen anderen (und wohlgemerkt auch keine andere) in der Geschichte der Philosophie der (oder die) sich so eingehend und rastlos mit der Frage beschäftigte, was Gott ist und wie dieser begrifflich zu fassen sei.
Einmal versucht Kues Gott als "die absolute Unendlichkeit" zu beschreiben, scheitert aber an dem logischen Schluß, dass eine absolute Unendlichkeit jede Endlichkeit negiere. Ein ander Mal probiert er es mit der Definition als "die absolute Einheit", was aber wiederum nur denkbar wäre wenn die Vielfalt nicht als Gegensatz der Einheit verstanden wird. Auch der Versuch Gott als "den Zusammenfall aller Gegensätze" zu begreifen erscheint ihm nicht ausreichend, sei dieser doch viel mehr als das. Und so sucht er immer weiter und weiter und gelangt schließlich zu folgender Aussage: "Ich weiß, daß all das, was ich weiß, nicht Gott ist, und daß all das, was ich begreife, ihm nicht ähnlich ist." Der einzige Ausweg den Kues jetzt noch sieht, ist Gott im Nicht-Wissen zu begreifen. In einer solchen um sich wissenden Unwissenheit gilt von Gott, "daß er weder ist, noch nicht ist, noch auch daß er ist und nicht ist".
Absurd? Paradox? Ja, aber auch ungemein faszinierend...
Wer sich nichts unter dem Zusammenfall aller Gegensätze (coincidentia oppositorum) vorstellen kann, hier noch ein kleines Gedankenexperiment von Kues: Was passiert wenn ein Kreis unendlich groß ist? ... Genau. In der Unendlichkeit wird er zur Linie...
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7 Kommentare:
Die versuche der Definition und sein Schluß erinnern mich irgendwie an den Buddhismus.
Ein undendlicher Kreis ist nur dem Blickwinkel nach eine Linie. (Seitenansicht)
Wenn du ihn von oben betrachten willst, dann siehst du nur eine Fläche, da diese aber unendlich groß ist, kannst du nicht sagen, welceh Form sie hat...
Du hast natürlich völlig Recht. Schön, dass jemand mitdenkt :)
Irgendjemand muss ja... verdamt, ich hätte mittelalterlicher Philosoph werden müssen ;-)
Ja, das hättest du wohl tun sollen ;) Ein Philosophie-Studium wäre aber auch eine nette Alternative. Hast du eigentlich studiert?
Was ich mich sonst noch frage: Kann ich etwas was unendlich groß ist eigentlich von irgendeiner Seite betrachten?
Nein, ich habe nicht studiert. Ich wollte zwar, aber die wollten mich nicht. Jetzt nervich die Welt halt so ;-)
oder um Mark Twain zu zitieren:
Ich habe mir meine Bildungnie durch Schule beeinträchtigen lassen.
Bevor du fragst: Mein Wissen und meine Anschauungen wurde durch vieeeele Bücher geformt. Das und neugierde, bzw. Interesse in prinzipiell allem, bis es mich nicht mehr interessiert.
Schönes Zitat ;)
Was wolltest du denn studieren? Habt ihr Aufnahmeprüfungen für jede Studienrichtung? Bin gerade verwirrt...
Was ich mit dem Twain Zitat anbringen wollte: trotz oder wahrscheinlich eher wegen meiner Schulbildung habe ich mein Möglichstes getan um noch mehr zu lernen, oder besser: Wissen in Erfahrung zu bringen.
Größtenteils durch Bücher. Erst lesen und dann losziehen und es ausprobieren ;-)
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